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Der Buchsi Turner: Ein Abschied voller Erinnerungen, Lachen und ein wenig Melancholie

 

Der Buchsi Turner, unser treuer Begleiter, nimmt seinen Hut. Emotional und wehmütig verabschiedet sich der TV Herzogenbuchsee von ihm. Über die Jahre hinweg hat dieses bescheidene Heftchen seine Leserschaft mit Geschichten, Anekdoten, Triumphen und den gelegentlichen Missgeschicken des TV Herzogenbuchsee unterrichtet. Es war mehr als nur ein Informationsblatt; es war ein Fenster in die Seele unseres Vereins. Aber bevor ich mich endgültig von diesem legendären Vereinsorgan verabschiede, wollte ich tief in seine Geschichte eintauchen und machte mich auf die Suche nach Zahlen, Daten und Fakten. Welche Geschichten und Geheimnisse könnten sich hinter dem Buchsi Turner verbergen, seit wann gibt es ihn und wie viele Exemplare wurden veröffentlicht?

 

Der Turnverein Herzogenbuchsee, gegründet im Jahr 1838, blickt auf eine beeindruckende Laufbahn von 135 Jahren zurück. Er ist nicht nur einer der ältesten Turnvereine der Schweiz, sondern auch der älteste noch bestehende im Kanton Bern. Mit dieser Information im Kopf fühlte ich mich wie ein Archäologe, der kurz davorsteht, eine alte Zivilisation zu entdecken, fernab vom digitalen Zeitalter. Meine Reise führte mich zur Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern. Zwischen den Regalen alter Bücher und längst verschollen gedachten Schriftstücken, fühlte ich die Geschichte förmlich atmen. Seit 1959 sind alle Ausgaben des Buchsi Turners hier sorgfältig und mit Liebe zum Detail archiviert. Aber zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass die Ausgabe von 1959 nicht die Erste war! So steht in den ersten Zeilen des Buchsi Turners geschrieben: «Die Wiederaufnahme nach 28 langen Jahren geprägt vom Leben der Gesellschaft …»

 

Was nun? Die Schweizerische Nationalbibliothek konnte mir einen spannenden Einblick bieten, meine Frage nach dem ersten Buchsi Turner aber nicht beantworten. Um meine Neugierde zu besänftigen, erhoffte ich mir weitere Antworten im vereinseigenen Archiv in Herzogenbuchsee zu finden.

 

Zusammen mit Marcel Siegenthaler tauchte ich in das Vereinsarchiv ein. Zwischen platten Bällen, Medaillen, Pokalen und verstaubten Sportanzügen fanden wir einige Kisten mit der Aufschrift «altes Zeugs». Guten Mutes durchsuchten wir etliche davon auf Hinweise und Ausgaben des Buchsi Turners. Bereits nach kürzester Zeit wurden wir mit alten Fotos belohnt, die uns zum Lachen brachten. Unsere «Oldies», jung und energiegeladen, posierten stolz mit wirklich kurzen Hosen und sehr ausgefallener Haarpracht. Und dann, der grosse Fund: Die  vermeintlich allererste Ausgabe des Buchsi Turners von 1929, fast ein Jahrhundert alt, mit schwer entzifferbarer Schrift, immer noch als ganzes Stück vorhanden. Die erste Ausgabe präsentiert unter der Redaktion von F. Staub-Schärer, schlicht gehalten mit Informationen zur kommenden Hauptversammlung vom 27. Januar 1929. Einen Ausblick auf den Kantonal-Bernischen Nationalturnertag in Herzogenbuchsee, interne Vereinsnachrichten und gespickt mit diversen Inseraten.

 

Das Editorial begrüsste die Leser mit den Worten: «Zum Geleit; Der «Buchsiturner», das offizielle Organ des Turnvereins Herzogenbuchsee ist zur Tatsache geworden. Ein längst gehegter Wunsch des Turnvereins ist damit in Erfüllung. Im schlichten Kleid präsentiert er sich seinen lieben Lesern und ruft Ihnen ein von echtem Turnergeiste getragenes Grüss Gott entgegen. Von nun an wird er unser fester Begleiter sein. In Freud und Leid will er uns begleiten. Allmonatlich wird er uns unterrichten über die Begebenheiten im und um den Turnverein und seine Untersektionen.

 

… getreu unserer altbewährten Turnerdevise Frisch, Fromm, Froh und Frei! Die Redaktion».

 

Als bestätigendes Dokument verhalf uns zusätzlich die Chronik aus dem Jahre 1938 zum 100-jährigen Jubiläum des Turnvereins Herzogenbuchsee. In ihr steht geschrieben, dass im Jahr 1929 der Buchsi Turner ins Leben gerufen wurde und monatlich als Mitteilungsblatt für die ganze Turner-Familie  erscheint. Den Entwurf für das Klischee lieferte demzufolge Herr G. Gunst und der Druck als auch die Redaktion wurde vom Ehrenmitglied Fr. Staub bewerkstelligt.

 

Leider konnte der Buchsi Turner die nachfolgenden Krisenjahre nicht überleben und wurde nur bis 1931 gedruckt. In den Jahren zwischen 1931 und 1959 gab es laut Schriften des Turnvereins einige Versuche, den Buchsi Turner erneut ins Leben zu rufen, welche allesamt scheiterten. Oft war die Frage nach der Finanzierung ein Thema als auch die Verantwortung und der Wille seine Zeit und den eigenen Einsatz dafür aufzubringen. Durch die erfolgreiche Wideraufnahme aus dem Jahr 1959 bis und mit heute, hat der Buchsi Turner eine lange und erfolgreiche Geschichte hinter sich. In seiner Existenz hinterliess er einen unauslöschlichen Eindruck mit beeindruckenden 288 Ausgaben. Doch wie alles im Leben hat auch der Buchsi Turner seinen Zenit erreicht. Es ist Zeit, «Auf Wiedersehen» zu sagen und ihm alles Gute für seinen Ruhestand zu wünschen. Ob dies nur eine vorübergehende Pause oder der definitive Schluss sein wird, steht in den Sternen geschrieben. Spannend ist jedoch, die Erkenntnis, dass die Herausforderungen von damals – Finanzierung und Motivation – heute immer noch relevant sind.

 

Ich habe den Buchsi Turner 11 Jahre lang betreut und möchte mich bei allen bedanken, die mich dabei unterstützt und fleißig informative Texte verfasst haben. Für alle, die einen Blick in die Vergangenheit werfen möchten: Die Ausgaben von 1929, 1938 sowie 1965 bis 2023 stehen im Vereinsarchiv zur Verfügung.

 

Wie geht es weiter? Selbstverständlich wird sich der Turnverein Herzogenbuchsee nicht vollständig von den Medien zurückziehen und weiterhin über seine Geschichten, Ergebnisse und Neuigkeiten informieren. Unsere digitalen Plattformen wie die Website TVH.ch, Facebook Turnverein Herzogenbuchsee und Instagram turnverein.herzogenbuchsee werden kontinuierlich gepflegt und mit aktuellen Beiträgen zu Ergebnissen und Veranstaltungen versorgt. Zudem hat der Turnverein Herzogenbuchsee entschieden, in der «Buchsi Zytig» vereinzelt Geschichten in gedruckter Form zu publizieren. In diesem Sinn möchte ich die vorerst letzte Ausgabe des Buchsi Turners abschliessen und unserem Vereinsorgan seinen wohlverdienten Ruhestand gönnen.

 

Vielen Dank und bis bald!

Nando Hofmann

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